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Abgrenzung muss nicht sein, es geht auch sanfter

Aktualisiert: vor 6 Tagen





Heute drängt sich mir ein Thema auf, welches mich schon lange beschäftigt. Immer wieder hört und liest man: Du musst dich abgrenzen! Aber was bedeutet es denn, sich abzugrenzen?


Abgrenzung bedeutet: Eine klare Grenze setzen. Abgrenzung bedeutet aber auch: Ich baue eine Mauer auf, um mich dahinter zu verstecken und mich zu schützen. Diese Mauer trennt mich von meinem Gegenüber; ich fühle mich sicher und nicht angreifbar – aber sie trennt mich möglicherweise auch vom Rest der Welt. Abgrenzung hat einen kriegerischen, defensiven Unterton, der den Eindruck erwecken kann, dass es sich um einen Kampf oder eine Konfrontation handelt. Will ich das?


Wichtig: In diesem Beitrag geht es mir primär um das persönliche Miteinander, wo auch immer Emotionen dahinter stehen. Weltpolitisches Geschehen ist hier nicht gemeint, denn gerade dort ist es oftmals unvermeidlich, dass wir uns emotional davon distanzieren bzw. abgrenzen müssen, um unsere Seele zu schützen.


Klar gibt es immer wieder Situationen im Leben, vor denen wir uns schützen müssen. Aber: Geht «sich schützen» auch anders? Ich behaupte: Ja, das geht.


Grenzen sind nicht nur notwendig, um sich selbst zu schützen, sondern sie helfen, gesunde Beziehungen zu anderen aufzubauen. Wenn wir unsere Grenzen klar kommunizieren, zeigen wir anderen, wie sie uns respektieren können. Das führt zu mehr Verständnis und weniger Konflikten. Ausserdem sind Grenzen ein Zeichen von Selbstrespekt. Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche ernst nehmen, stärken wir unser Selbstbewusstsein und unser Wohlbefinden.


Das heisst aber nicht, dass wir eine Mauer bauen müssen. Vielmehr geht es darum, sich zu positionieren und seine eigenen Grenzen zu schützen. Und genau deshalb ziehe ich den Begriff «sich positionieren» dem Begriff «Abgrenzung» vor.


Aber wie gelingt es, sich zu positionieren?


Zuerst einmal brauchst du Zeit und Ruhe für Selbstreflexion – und Zeit, über folgende Fragen nachzudenken:


  • Was sind meine Werte?

  • Was ist mir wichtig?

  • Wo sind meine Grenzen?

  • Wo lasse ich nicht mit mir verhandeln?


Je klarer diese Fragen beantwortet werden können, desto klarer kannst du dies deinem Gegenüber auch kommunizieren. Wenn du das Gefühl hast, dass jemand gerade dabei ist, deine eigenen Grenzen zu überschreiten: Sprich es an – und zwar unmittelbar. Sprich in «Ich-Botschaften», um deine Gefühle auszudrücken, ohne den anderen anzugreifen.


Lerne NEIN zu sagen. Es ist in Ordnung, nicht immer verfügbar zu sein oder nicht immer alles zu tun, was von dir erwartet wird.


Ich habe in meiner Kindheit, Jugend und bis hinein ins Erwachsenenalter oft das gemacht, was von mir verlangt wurde oder von dem ich glaubte, es würde von mir verlangt. Ich war ein sogenannter «People-Pleaser» – ich wollte gefallen. Ich war viel zu angepasst und war nicht in meinem Authentischen ICH. Ich habe mich und meine Bedürfnisse jahrzehntelang nach hinten gestellt und habe stattdessen die Bedürfnisse meines Umfeldes als wichtiger eingestuft. Es brauchte viele Jahre der Reflexion und der Selbsterkenntnis – oft mit Unterstützung von Fachpersonen – um da anzukommen, wo ich heute stehe. Es war mein Weg und mein Prozess der Persönlichkeitsentwicklung. Heute weiss ich genau, was ich will, was meine Bedürfnisse sind, wo meine Grenzen sind und wo ich nicht mit mir verhandeln lasse.


Das Thema Selbstfürsorge spielt eine essenzielle Rolle, wenn es darum geht, sich zu positionieren. Nimm dir Zeit für Dinge, die dir Freude bereiten und die dich entspannen. Das stärkt in dir die Fähigkeit, deine Grenzen zu schützen.


Distanziere dich von negativen Menschen und umgebe dich stattdessen mit Menschen, die deine Grenzen respektieren und unterstützen. Eine positive Umgebung kann dir helfen, deine Position zu festigen.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Schutz der eigenen Grenzen ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Lebens ist. Anstatt sich abzugrenzen, sollten wir uns positionieren und klar kommunizieren, was wir brauchen und wollen.



Gerne hoffe ich, dass du aus diesem Beitrag etwas für dich herausnehmen konntest. Wenn du magst, darfst du gerne die entsprechende Podcast-Folge dazu anhören. Du findest sie auf dieser Website unter dem Reiter «Podcast» oder auf allen gängigen Streaming Plattformen unter dem Namen «Seelenpfad». Es würde mich freuen, wenn du diesen Blog und/oder meinen Podcast weiterempfehlen würdest.


Vielen Dank fürs Lesen, allerliebste Grüsse von Herz zu Herz

Patricia

 
 
 

2 Comments

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Jeannette
May 23

Liebe Patricia

Touché! Distanziere dich von negativen Menschen und umgebe dich stattdessen mit Menschen, die deine Grenzen respektieren und unterstützen.

Wie sehr nehme ich diesen Satz zu herzen.

Menschen die Grenzen respektieren und unterstützen sind rar, aber wahre Freunde.


Wenn man nach einer Begegnung wieder einmal total ausgelaugt ist, nicht zu Wort kommt, nur am Zuhören ist und am Schluss noch die Sorgen von der anderen Person mit nach Hause trägt, dann gehen einem verschiedene Gedanken durch den Kopf. Wie weiter mit dieser Person......


Nein sagen und sich distanzieren ist ein grosser Lernprozess aber der richtige Weg. Als Kind wurden auch mir Werte beigebracht, die ich heute hinterfrage.

Nein sagen durfte ich nur, wenn mir der Onkel oder die Grosseltern einen 5liber…


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Liebe Jeannette 🌷 Herzensdank für deine offenen Worte und für das Teilen deiner Erlebnisse und Gedanken. Ich denke, viele von uns - gerade wenn man sehr empathisch ist - kennen es: Man trifft Menschen, die ein grosses Bedrüfnis haben, ihren Kummer zu platzieren, aber dann leider nicht spüren, wann genug wäre - und vorallem auch mal zu fragen: Hey, wie geht es DIR? Es ist ganz wichtig, zu spüren, wann das Mass voll ist und dies auch auf respektvolle Art zu kommunizieren. Aber ja - die "cheiben" Prägungen und Konditionierungen aus der Kindheit 🫣 . Wie du richtig sagst: Man hat nie ausgelernt, aber wir haben jeden Tag die Chance, es besser zu machen. En Härzensgruess, Patricia 💖

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